Hildegard Dorn-Petersen zur Corona - Krise
Hildegard Dorn-Petersen zur Corona - Krise
Hildegard Dorn-Petersen berät seit mehr als 25 Jahren erfolgsorientiert und praxisbezogen Wellnesshotels im deutschsprachigen Raum. Wir haben sie zur Zukunft der SPAs befragt.
Frage 1: Wie gehen Ihre Kunden, die Sie beraten, mit der Coronakrise um?
Die meisten haben den Lockdown zunächst als Schock erlebt, dann aber rasch kühlen Kopf bewiesen und die Chance genutzt: es wurde renoviert und investiert. Vielerorts gab es kollegialen Schulterschluss, um Hygienekonzepte zu entwickeln und so für die Wiedereröffnung bestens gerüstet zu sein. Diese vertrauensbildenden Maßnahmen haben sich gelohnt: ob Bayern oder Ostseestrand: die Sommersaison ist ausgezeichnet gelaufen, und auch der Herbst beschert eine gute Auslastung. Für die kalte Jahreszeit gilt es, kreativ zusätzliche Flächen und Angebote zu schaffen – aus dem Yoga-Raum wird ein Ruheraum und im Saunagarten findet eine zusätzliche Blockhaus-Sauna Platz, weil Dampfbad und Infrarot nicht betrieben werden dürfen.
Was alle nervt, ist das ständige Hin und Her an Regelungen, z.B. mit dem Beherbergungsverbot. Und die Unsicherheit, was morgen kommt. Einer meiner Kunden im Berchtesgadener Land musste vor wenigen Tagen innerhalb kurzer Zeit die Gäste zur Abreise auffordern und das Hotel schließen. Toll, wenn man es dann trotzdem noch versteht, Optimismus zu verbreiten.
Frage 2: Wie verändern die Kunden ihr Verhalten im SPA-Bereich?
Grundsätzlich ist festzustellen, dass die Gäste sehr verständnisvoll sind. Sie halten sich an die Corona- Regeln, mit Abstand und Respekt. SPA-Anwendungen sind gut gebucht. Präferenzen für Treatments ohne kontinuierlichen manuellen Kontakt, z.B. Softpack oder Bäder, sind nicht festzustellen – ganz im Gegenteil: die Sehnsucht nach Berührung steigert die Nachfrage bei Massagen.
Der wichtigste Trend in Corona-Zeiten: Wellness findet Outdoor statt! Deutschland hat das Radfahren neu entdeckt und auch ansonsten bietet die Natur das perfekte Wellness-Refugium, vom Strandspaziergang bis zum Waldbaden. Was lange gepredigt wurde – weg von der reinen Verwöhn-behandlung, hin zu einem ganzheitlichen Wellness-Verständnis – kommt durch Corona jetzt ganz selbstverständlich daher.
Frage 3: Eröffnen sich aus der Krise auch Chancen für den SPA? Und wenn ja, welche?
Vertrauen hat einen hohen Stellenwert, für die Gäste wie auch für die Mitarbeiter. Und dabei geht es nicht nur um Hygiene und Händewaschen – das war im SPA schon immer selbstverständlich. Vielmehr geht es um Glaubwürdigkeit und Authentizität der Angebote im SPA. Deshalb ist es jetzt an der Zeit, das eigene SPA-Portfolio auf den Prüfstand zu stellen (ggf. auch mit externer Hilfe) und nach neuen Konzepten zu suchen, die individuelle Erlebnisse, Regionalität und Lebensfreude vermitteln. Wer es schafft, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen und sich um die Gesundheit der Kunden als wichtigstes Anliegen kümmert, kann Gäste binden und neue gewinnen.